Graz, die wunderschöne Hauptstadt der Steiermark, hat einiges an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Highlights zu bieten. Wahrzeichen jedoch ist und bleibt der über der Stadt auf dem 123 m hohen, geschichtsträchtigen Schlossberg thronende 28 m hohe Grazer Uhrturm.
Er ist nicht nur optisch schön anzusehen, sondern hat zudem noch eine interessante Vergangenheit, befindet sich beinahe mitten im Herzen der Stadt und bietet dir einen fantastischen Blick über Graz und viele seiner Sehenswürdigkeiten.
Du kannst ihm einfach nicht entkommen. Bereits von weitem lädt er dich ein, sich ihm zu nähern, seine Besonderheiten unter die Lupe zu nehmen und gemeinsam mit ihm die fantastische Aussicht zu genießen. Dabei gilt auch hier: Der Weg ist das Ziel, denn du kannst dich ihm auf unterschiedliche Art nähern und genießen. Zudem befindet er sich in einer ganz besonders interessanten Nachbarschaft, bestehend aus historischen Highlights und fantastischen Aussichten.
Bereits im 12. Jahrhundert wurde auf dem hiesigen Schlossberg eine Festung erbaut. Deren slawische Bezeichnung „gradec“ für „kleine Burg“ gab der Stadt Graz ihren Namen. Der Uhrturm wurde erstmals um 1265 herum als Teil der Festungsanlage erwähnt. Damit ist er mit über 750 Jahren eines der ältesten Gebäude auf dem Schlossberg.
Ursprüngliche Aufgabe des Turmes war es, dass die Feuerwächter über den Wehrgang, welcher sich rund um den Turm oberhalb der Ziffernblätter befindet, die komplette Innenstadt im Blick hatten und Ausschau nach möglichen Bränden halten konnten, damit der Gefahr rechtzeitig getrotzt werden konnte.
Die Türmer wohnten damals dazu im Dach, um stets vor Ort sein zu können. Bei Feuer warnte die seit 1645 existierende Feuerglocke die Bewohner, wobei die Anzahl der Schläge die unterschiedlichen Bezirke signalisierten.
In all den Folgejahren wurde die Wehranlage niemals erobert oder gar zerstört. Daher wird sie auch im Guinness Buch der Rekorde als „die stärkste Festung aller Zeiten“ geführt. Selbst Napoléon schaffte es im 19. Jahrhundert zunächst nicht, sie in die Knie zu zwingen. Eventuell gekränkt über seinen Misserfolg, drohte er damit, stattdessen Wien zu zerstören, falls sich die Grazer nicht ergeben sollten. Und so kam es, dass sich Graz und seine Bewohner ergaben.
Wie der Uhrturm vor der Zerstörung bewahrt wurde
Es kam zur Schleifung, lediglich der Uhrturm blieb erhalten. Diesen kauften nämlich die Bürgerinnen und Bürger 1809 für exakt 2.987 Gulden und 11 Kreuzer frei, was heute umgerechnet beinahe 90.000 Euro sein dürften, und bewahrten ihn somit vor der Zerstörung, wofür wir ihnen heute noch dankbar sind, denn damit haben wir eine weitere einmalige Sehenswürdigkeit zu bestaunen.
Relativ bald schon entstand auf dem Schlossberg ein malerischer Garten nebst Spazierwege. Während des 2. Weltkrieges richtete man im Schlossberg ein mehr als 6 km langes Stollensystem ein, welches unter anderem maximal 40.000 Menschen vor Luftangriffen schützen sollte. Heute beherbergen die Stollen einen Verbindungsweg zwischen Karmeliterplatz und Schlossbergplatz, die Veranstaltungshalle „Dom im Berg“, die Schlossbergrutsche und die Märchenbahn sowie den Schlossberglift.
Seit 1999 ist der Schlossberg inklusive Turm gemeinsam mit der historischen Altstadt UNESCO Weltkulturerbe. Im Jahre 2003, als Graz Kulturhauptstadt Europas war, bekam der Uhrturm einen „Schatten“ an die Seite gestellt. Das will heißen, dass der österreichische Installationskünstler Markus Wilfing ein maßstabgetreues Modell baute, welches jedoch keine Uhr besaß und aus schwarzem Stahl war, was ihm die Bezeichnung „Uhrturm Schatten“ einbrachte. Sinn der Aktion war es, an die NS-Schattenseite der Stadt zu erinnern. Mit Ende des Kulturhauptstadt-Jahres wurde dieser „Schatten“ ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Daher ist er heute in der Nähe der Autobahn bei der Shoppingcity Seiersberg zu bestaunen.
Ende September 2008 erhielt der Grazer Uhrturm eine Art Rundumerneuerung, welche letztendlich einige Kosten verursachte sowie etwas über drei Jahre andauerte. Aber die Mühen und die Kosten haben sich, wie ich meine, gelohnt.
Besondere (Augen)Blicke am Uhrturm
Gleichgültig, von wo aus du auf den Grazer Uhrturm blickst oder wohin du von hier aus schaust, du bekommst stets besondere (Augen)Blicke offeriert:
Der Turm selbst bietet vor Ort von allen Seiten einen wunderbaren und vor allem fotogenen Anblick. Das gilt sowohl für das Bauwerk selbst als auch für den bereits mehrfach erwähnten Panoramablick. Hier liegt dir die Dächerwelt von Graz ebenso zu Füßen wie der Rosengarten.
Aber auch aus anderen Blickwinkeln heraus entdeckst du beinahe immer wieder neue Perspektiven, Aspekte und Details. Gemeint ist beispielsweise der Blick vom chinesischen Pavillion, vom Karmeliterplatz oder auch vom Schlossbergplatz aus. Mit einem Fernglas eröffnen sich dir von einigen anderen Stellen aus weitere interessante (Blick)winkel.
Die Dachterrasse des traditionellen österreichischen Modehauses Kastner & Öhler in der Sackgasse 7-13 gewährt ebenfalls einen einmaligen Blick über die Dächer der Stadt, auf den Schlossberg sowie auf den Turm.
Last but not least weiß das Grazer Kunsthaus den Uhrturm ganz besonders zu würdigen. Auf seinem Dach befinden sich exakt 15 Nozzles, nach oben weisende Lichtöffnungen, die alle – bis auf eine – nach Norden zeigen. Die eine Ausnahme weist nämlich gen Osten und schaut somit auf den Uhrturm.
Die Uhren am Uhrturm
Nicht nur die außergewöhnliche Dachkonstruktion des Grazer Uhrturms sticht ins Auge, sondern auch die vier Uhren in Fresko-Malerei mit vergoldeten Zeigern, die sich – je eine – auf den vier Gebäudeseiten unterhalb des hölzernen Wehrganges befinden, sind auffallend.
Ursprünglich besaß der Turm keine Uhr. Erst 1569 bekam er eine mit drei Ziffernblättern, glich somit dem heutigen Aussehen und zeigte den Einwohnern der Stadt Graz fortan die Stunden an. Zwei Jahrhunderte später – genauer 1712 – malte man ein viertes Ziffernblatt auf die Nordseite auf.
Lange Zeit hatten die Ziffernblätter lediglich vergoldete Stundenzeiger, erst mehrere Jahre später kam der Minutenzeiger hinzu. Bis dahin ist alles eigentlich ganz normal. Wenn du jedoch einmal richtig genau hinschaust, wirst du schnell merken, dass da etwas nicht stimmt. Aber was? Lies die Uhrzeit ab! Die Zeit stimmt nicht oder du kannst die Zeit nicht ablesen?
Warum am Grazer Uhrturm die Zeiger vertauscht sind
Hier des Rätsels Lösung: die Zeigerlängen sind nicht so, wie wir sie gewohnt sind – und zwar bei allen vier Uhren. Der große, lange Zeiger zeigt nämlich jeweils die Stunden, der Kleine die Minuten an.
Wenn du jetzt glaubst, da sei aus Versehen ein Malheur passiert, das zu spät oder gar nicht erkannt wurde, liegst du mit dieser Vermutung falsch. Der Grund, warum die Uhren „anders ticken“ als wir es kennen, liegt in der Historie begründet: Wie bereits oben erwähnt, waren zunächst lediglich die Stundenzeiger vorhanden, und diese besaßen eine Länge von 4 m. Schließlich sollten die Grazer Bürger und Bürgerinnen ja bereits von weitem die Stunden richtig ablesen können. Allerdings war dann für den späteren Einsatz der Minutenzeiger – trotz gigantischem Durchmesser des Ziffernblattes von über 5 m – nicht mehr viel Spielraum vorhanden. Und so kam es, dass der Minutenzeiger kürzer ausfallen musste.
Übrigens war es der Uhrmacher Michael Sylvester Funck, der sich für das neue, 1712 eingesetzte Uhrwerk verantwortlich zeichnete. Dieses ging so genau, dass man sich dazu entschloss, einen Minutenzeiger hinzuzufügen.
Das beeindruckende Uhrwerk im Inneren des Uhrturms, das im Prinzip auch heute noch funktioniert, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts auf elektrischen Betrieb umgestellt.
Mechanische Uhrwerk besichtigen:
Öffnungszeiten im August: Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr
Eintritt: 2€ Erwachsene, Kinder / Jugendliche von 6 bis 14 Jahren: 1€, Kinder unter 6 Jahre Eintritt frei.
Die Glocken
Die aus dem Jahre 1382 stammende und somit älteste Glocke der Stadt Graz ist gleichermaßen im Turm zu finden. Du kannst sie jede volle Stunde hören. Grundsätzlich hängen jedoch drei Glocken oberhalb des hölzernen Wehrganges.
Somit handelt es genauer betrachtet um einen Uhr- und Glockenturm. Während die Bürger der Stadt von der Uhr die Zeit ablesen konnten (Schließlich gab es ja damals noch keine eigenen Armbanduhren für jeden!), erhielten sie von den Glocken ebenfalls Auskunft über die Zeit aber in erster Linie auch wichtige Nachrichten (Auch die uns so vertrauten Medien wie Internet, TV, Zeitung und Rundfunk waren noch nicht erfunden!).
Die drei Glocken haben je unterschiedliche Aufgaben: Die bereits zuvor erwähnte älteste Glocke gibt die Zeit an, indem sie jeweils zur vollen Stunde läutet. Die Feuerglocke (1645) informierte über den Ausbruch eines Feuers, wobei die Zahl der Schläge den entsprechenden Stadtbezirken zugeordnet war. Die dritte Glocke (ca. 1450) – einst unter den Bezeichnungen „Arme-Sünder-“ oder „Lumpen-Glocke“ bekannt – hatte im Laufe der Zeit unterschiedliche Funktionen. So wurde sie beispielsweise bei Hinrichtungen geläutet oder erklang später zur Sperrstunde.
Die Wappen
Soweit zum Detail, das sofort ins Auge fällt, sobald du auf den Turm schaust. Senke deinen Blick nun etwas nach unten, dann müssten dir relativ schnell drei steinerne Wappen an den Ecken auffallen. Anders als man denken könnte, sind es drei verschiedene mit entsprechend unterschiedlichen Bedeutungen: Auf einem befindet sich ein Adler. Es handelt sich dabei um das Wappen von Kaiser Ferdinand I. (1552). Auch das zweite Wappen zeigt einen Adler, allerdings einen mit zwei Köpfen. Dieses ist der Erzherzogin von Österreich, Maria Theresia, zuzuordnen (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts). Schließlich kannst du noch ein Wappen entdecken, das einen Panther mit Herzogshut darstellt (um 1570). Dabei handelt es sich um das Wappen der Steiermark.
Wege zum Uhrturm
Ein bekanntes Sprichwort besagt „Alle Wege führen nach Rom“, ich ergänze mit „Viele Wege führen auf den Grazer Schlossberg und zum Wahrzeichen der Stadt“.
Im Prinzip stehen dir vier Möglichkeiten offen, um an dein Ziel zu gelangen:
…vom Schlossbergplatz aus zu Fuß über 260 Stufen des in Zick-Zack-Form angelegten Felsensteiges bis direkt zum Turm
…von der Wickenburggasse oder vom Karmeliterplatz aus etwa 5-10 Minuten zu Fuß über verschiedene Wege hinweg
…vom Schlossbergplatz aus mit dem Schlossberglift in nur 1 ½ Minuten direkt zum Turm
Die letzten beiden Optionen ersparen dir Zeit und Energie, die ersten beiden sind etwas schweißtreibender, jedoch auch empfehlenswert. Am besten, du besuchst den Schlossberg und den Turm mehrmals und probierst gleich alle Möglichkeiten aus.
Egal wie, oben angekommen erwartet dich ein atemberaubender Blick. Ich komme jedes Mal kaum aus dem Staunen raus, wie schön der Schlossberg ist und wie Graz von hier oben aus aussieht…
Die Schlossbergbahn
Die Schlossbergbahn fährt täglich im 15-Minuten-Takt in der Zeit zwischen 10 Uhr und 24 Uhr beziehungsweise 2 Uhr. Hunde können mitgenommen werden. Tickets der Zone 1 besitzen auch für die Schlossbergbahn ihre Gültigkeit.
Die Quellen besagen, dass bereits 1528 eine Bahn auf den Schlossberg hochfuhr, womit sie eine der ältesten mitteleuropäischen Standseilbahnen ist. Seit 2004 können nun je 58 Personen in zwei modernen Wagen dank ihrer Glasdächer ein atemberaubendes Panorama bereits während der Fahrt erleben. Dabei werden auf einer Gesamtstreckenlänge von 212 m ein Höhenunterschied von 108,95 m sowie eine Steigung von 60% überwunden.
Der Schlossberglift
Auch der Schlossberglift ist gläsern. Er befördert in zwei Kabinen jeweils bis zu 15 Personen. Dazu wurde er im Jahre 2000 im aus dem 2. Weltkrieg vorhandenen Stollensystem behindertengerecht betriebsbereit gemacht. Der Transport mit dem Lift ist wesentlich schneller und kostengünstiger als der mit der Schlossbergbahn.
Der Weg über 260 Stufen
Diese Möglichkeit, hinauf auf den Schlossberg zu gelangen, entspricht dem Kriegssteig, der im 1. Weltkrieg angelegt wurde. Zur Benutzung solltest du schon einiges an Kondition mitbringen. Im Winter wird der Weg bei entsprechenden Witterungsverhältnissen gesperrt.
Was dich sonst noch interessieren könnte
Es steht dir natürlich frei, auch bezüglich des Weges zu „mixen“, etwa auf die eine Art hoch und auf die andere runter. Radfahren ist auf dem Schlossberg übrigens nicht gestattet.
Unter anderem findest du folgende weitere interessante Sehenswürdigkeiten in der Nähe des Uhrturms:
die blumengeschmückte Bürgerbastei, die 1551/1552 erbaut, jedoch erst 1556 fertiggestellt wurde
die 1544 erbaute Stallbastei mit Kanonenhütte
das Museum Schlossberg, das interaktiv die Geschichte des Schlossbergs erklärt
den Chinesischen Pavillon, Nachfolgebau einer romanischen Weinlaube aus dem Jahre 1890
den Türkenbrunnen, ein Brunnen, der 94 m tief bis zum Grundwasser der Mur reicht und die Burg während Belagerungen mit Wasser versorgte
den rund 6.300 m langen Schlossbergstollen, wo im Krieg über 40.000 Menschen Schutz vor Luftangriffen suchten; heute beherbergt er u.a. den Schlossberglift, die Grazer Märchenbahn sowie den „Dom im Berg“, einen ganz besonderen Veranstaltungsort
die große Zisterne, ein 16 m tiefer Kessel mit 5 Brunnenschächten
den 1588 erbauten, 34 m hohen, achteckigen Glockenturm mit der „Liesl“, der drittgrößten Glocke der Steiermark
Reste der Grundmauern der Thomaskapelle (Burgkapelle), welche vermutlich im 11. Jahrhundert erbaut wurde
das Starcke Haus, ein auf den Ruinen des Pulverturms gebautes Gourmetrestaurant, Winzerhaus & Café mit Weinterrassen
das Major-Hackher-Denkmal, auch Hackher-Löwe genannt. Es wurde zu Ehren des Majors Franz Hackher errichtet, der den Schlossberg gegen rund 3.000 französische Soldaten mit nur etwa 900 Mann verteidigte
die Kasemattenbühne, eine in den Kellerräumen des Schlosshauptmannhauses errichtete Freilichtbühne, die als Ort zahlreicher Veranstaltungen – beispielsweise auch für die Adventsmärkte – dient
den Herbersteingarten, eine Oase der Ruhe inmitten einladender Gartenarchitektur
den „Steinernen Hund“ unterhalb des Turms, um den sich eine interessante Legende rangt
den Bischofsstuhl, eine steinerne Bank, von der behauptet wird, dass hier Bischof Graf Nádasdy nach jahrelanger Gefangenschaft während einer Rast verstorben sei
den Kriegssteig, ein im 1. Weltkrieg mit 260 Stufen angelegter steiler Weg vom Schlossbergplatz zum Uhrtur
Hinzu kommen einige gastronomische Einrichtungen sowie rund ums Jahr verschiedene Veranstaltungen wie Open-Air Events, Konzerte oder Märkte. Rund um den Uhrturm ist eben immer was los!